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Evangelische St. Martin-Kirche, Kraków

Evangelische St. Martin-Kirche, Kraków

Kościół św. Marcina w Krakowie od frontu.

ul. Grodzka 58, 31-044 Kraków Touristische Region: Kraków i okolice

tel. +48 124466430
tel. +48 508181045
Seit 1816 wird die Kirche durch eine evangelisch-augsburgische Kirchengemeinde verwaltet, die die zahlreichste Gemeinde der lutherischen Kirche in Małopolska ist. Der alte polnische Spruch: „Leer, wie in einem lutherischen Tempel“ fasst die Einstellung der Protestanten zur Kirchenausstattung ziemlich zutreffend zusammen. Dementsprechend schlicht und bescheiden ist auch der Innenraum dieser Kirche.

Die erste romanische Kirche wurde von den ritterlichen Geschlechtern Gryfit und Ostoja vor 1257, also noch vor der Verleihung der Stadtrechte gestiftet. 1618 wurden hier im Auftrag von Mikołaj Zebrzydowski die unbeschuhten Karmeliterinnen angesiedelt, die in den Jahren 1619 bis 1621 ein von Giovanni Battista Trevano entworfenes Kloster bauten. Die frühbarocke Kirche, die ebenfalls von Trevano entworfen wurde, wurde in den Jahren 1637 und 1640 an der Stelle eines romanischen Vorgängerbaus errichtet. Finanziert wurde der Bau durch die Mitgift der Schwester Teresa Maria, der Tochter des Fürsten Ferdinand Pfalzgraf vom Rhein. Während der schwedischen Kriege wurde die Kirche in ein protestantisches Gotteshaus umfunktioniert. 1686 an den Orden zurückgegeben und nach der Verlegung des Ordens in das neue Kloster und die St. Teresa-Kirche in Wesoła wurde die Kirche zum Verkauf freigegeben. 1816 wurde die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde als Entschädigung für die dreifache Zerstörung der evangelischen Kirche in der Straße ul. św. Jana übergeben. Bis heute ist das Gebäude in seiner aus dem 17. Jahrhundert stammenden Form erhalten geblieben, nur die Innenausstattung veränderte sich. 
Es ist eine schlichte, gemauerte, einschiffige Kirche mit einem rechteckigen Grundriss und einem nicht ausgegliederten, viereckigen Chorraum. Die zweistöckige Fassade wird von einem dreieckigen Giebel mit Vasen gekrönt und ist mit toskanischen Pilastern, Nischen und einem reich verzierten eingefassten Fenster versehen. Der Innenraum wird von weiß angestrichenen Wänden und Tonnengewölben mit Lünetten, Stuckverzierungen und Pilastern mit ionischen Kapitellen dominiert. Es ist eine ökumenische Kirche mit einem klassizistischen Hauptaltar von 1870 mit einem Gemälde von Henryk Siemiradzki von 1882, das Christus bei der Beruhigung eines Seesturms darstellt. Darüber befinden sich ein gotisches Holzkruzifix von 1370 und ein von Adam Ciompa entworfenes Buntglasfenster aus der Zwischenkriegszeit. Vor dem Altar steht ein Taufbecken und darüber eine Kanzel. Am Eingang befindet sich ein auffallendes Flachrelief-Epitaph von Mikołaj Rej, ein Werk von Jan Raszka von 1921, das von den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. 
In der Kirche finden Konzerte mit religiöser Musik statt, hauptsächlich Orgel- und Kammermusik. In den 1950er Jahren spielte hier ein Streichquartett, und sang ein Kinderchor, später ein gemischter Chor, heute ein Singensemble. Seit 2003 ist hier der Polnische Bach-Verein aktiv, der Werke von Johann Sebastian Bach und anderen Musikern fördert. Im Gotteshaus wird vor allem Orgelmusik gespielt. Hier finden Musikfestivals, Auftritte evangelischer Chöre, Wohltätigkeitskonzerte und Aufnahmesessions statt.