Königsschloss Wawel Kraków
Wawel 5, 31-001 Kraków
Touristische Region: Kraków i okolice
tel. +48 124225155
Die aufgrund ihrer Lage für die Verteidigungszwecke optimal geeignete Anlage wurde im Laufe der Zeit von massiven Befestigungen umgeben. Ein Zeuge der frühesten Geschichte ist die vorromanische Rotunde der Allerheiligsten Jungfrau Maria (der Heiligen Felix und Adauctus). Mehrere Jahrhunderte lang war das Wawel-Schloss der Hauptsitz der Herrscher der Piasten- und Jagiellonen-Dynastie sowie der ersten Wahlkönige. Obwohl im späten 16. Jahrhundert der König Sigismund III. Wasa mit seinem Hofstaat nach Warszawa zog, verlor Wawel seine Bedeutung nicht. Die hiesige Kathedrale blieb die Krönungs- und Begräbnisstätte für die meisten nachfolgenden polnischen Könige.
Wawel: Ein Hügel an der Weichsel, der sich über den Fluss und die Sümpfe erhebt, war seit der Altsteinzeit ein sicherer Ort für die Menschen, die hier siedelten.
Wawel: Ein Kalksteinfelsen aus dem Jura, der die Silhouette von Kraków beherrscht (ca. 228 m über N.N.), formte sich vor etwa 150 Millionen Jahren. Ab dem 7. Jahrhundert nach Christus wurde der Hügel wahrscheinlich von Slawen bewohnt. Frühmittelalterliche Legenden erzählen von einem furchterregenden Drachen, der in einer Höhle im Wawel-Hügel hauste, von seinem Bezwinger Krak und dessen Tochter Wanda, die sich in die Tiefer der Weichsel stürzte, weil sie einen deutschen Ritter nicht heiraten wollte.
Am Ende des ersten Jahrtausends entwickelte sich der Wawel zum politischen Machtzentrum. Im 9. Jahrhundert war er die Hauptburg des Stammes der Wislanen. Der erste historische Herrscher Polens – Mieszko I. aus dem Geschlecht der Piasten (ca. 965-992), sowie seine Nachfolger: Bolesław der Tapfere (992-1025) und Mieszko II. (1025-1034), wählten den Hügel zu einem ihrer Sitze. Zu dieser Zeit war der Wawel eines der wichtigsten Zentren des Christentums auf polnischen Gebieten. Auf dem Hügel wurden die ersten vorromanischen und romanischen Sakralbauten, darunter auch nach der Gründung des Bistums Kraków 1000 eine Kathedrale aus Stein gebaut. Unter Kasimir I. Karl (genannt „der Erneuerer“) (1034-1058) entwickelte sich der Wawel zum bedeutenden politischen und administrativen Zentrum des Staates. Sein Sohn Bolesław II. (genannt „der Großzügige“) (1058-1079) begann mit dem Bau der zweiten romanischen Kathedrale, die erst unter Bolesław III. Schiefmund (1102-1138) fertiggestellt wurde. Dieser Herrscher teilte Polen kraft seines Testaments 1138 in Regierungsbezirke auf und bestimmte Kraków zum Sitz des Seniorherzogs. 1291 kam Kraków mit Wawel vorübergehend unter böhmische Herrschaft, und Wenzel II. aus der Dynastie der Přemysliden ließ sich in der Kathedrale in Gniezno zum polnischen König krönen.
1306 nahm der Herzog von Kujawien, Władysław I. Ellenlang (1306-1333), Wawel ein und wurde 1320 in der Kathedrale gekrönt. Dies war die erste Krönung eines polnischen Herrschers in der Wawel-Kathedrale, die urkundlich belegt ist. Zu dieser Zeit wurde im Auftrag des Königs mit dem Bau der gotischen, bereits dritten Kathedrale an diesem Ort begonnen, das Schloss wurde ausgebaut und der Holz- und Erdwall durch gemauerte Verteidigungsmauern ersetzt. Mit der Beisetzung des Königs Władysław I. Ellenlang in der Kathedrale beginnt die Krakauer Nekropole der polnischen Herrscher. Der letzte König der Piasten-Dynastie, Kasimir der Große (1333-1370) machte aus Wawel eine blühende Residenz. Im ausgebauten gotischen Schloss fand 1364 die Vermählung der Enkelin des Königs Kasimir – Elisabeth mit dem Kaiser Karl IV. statt. Aus diesem Anlass kamen zahlreiche Könige, Herrscher und Fürsten zum Besuch, die vom wohlhabenden Bürger Wierzynek großzügig bewirtet wurden.
Mit der Thronbesteigung von Jadwiga aus der ungarischen Anjou-Dynastie 1385 und ihrer Vermählung mit dem litauischen Großfürsten Władysław II. Jagiełło (1386-1434) begann die Blütezeit von Wawel. Neben einheimischen und westeuropäischen Künstlern waren auch ruthenische Maler am königlichen Hof tätig. Während der Herrschaft Kasimirs IV. Andreas (1447-1492) wurden am Schloss u. a. drei hohe Backsteintürme errichtet: Złodziejska (Turm der Diebe), Sandomierska (Turm von Sandomierz) und Senatorska (Senatorenturm). Am seinem Hof wirkten die ersten Humanisten Polens, Lehrer der Königssöhne: der Historiker Jan Długosz und der Italiener Filippo Buonaccorsi.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hielt die italienische Renaissance den Einzug in das Wawel-Schloss. Die Könige Alexander (1501-1506) und sein Bruder Sigismund I. der Alte (1506-1548) errichteten an der Stelle der gotischen Residenz einen neuen Palast, der um 1540 fertiggestellt wurde und durch einen weitläufigen Innenhof mit Säulenarkaden beeindruckte. Die Förderung der Kunst und Kultur durch König Sigismund führte zur Errichtung der Familienkapelle an der Kathedrale (heute die Sigismundkapelle), die vom Florentiner Bartolomeo Berrecci errichtet wurde, sowie zu zahlreichen weiteren Stiftungen, darunter der großen Glocke zu Ehren des Königs – der „Sigismundsglocke“. Die engen künstlerischen und kulturellen Kontakte mit Italien wurden durch die Vermählung des Königs mit Bona Sforza 1518 verstärkt. Neben den italienischen Meistern waren auch deutsche Architekten, Holzschnitzer, Maler und Gießer im Auftrag von Sigismund tätig. Der letzte Jagiellone – Sigismund II. August (1548-1572) kleidete die Schlossgemächer mit prachtvollen in Brüssel gewebten Wandteppichen aus. Während der „goldenen“ Epoche der polnischen Kultur wurde die Wawel-Residenz zu einem der wichtigsten Zentren des Humanismus in Europa. Auch die Regierungszeit von Sigismund III. Wasa (1587-1632) war für die Geschichte des Schlosses von Bedeutung, als während seiner Herrschaft der durch Brand zerstörte Flügel des Schlosses 1595 im frühbarocken Stil wieder aufgebaut wurde. Die Verlegung des königlichen Hofes nach Warszawa führte zu einem allmählichen Verlust der Bedeutung des Schlosses. Die Monarchen hielten sich nur gelegentlich in Kraków auf. Johann III. Sobieski, die Wettiner-Könige und der König Stanisław August versuchten, den Zustand zu verbessern, indem Reparaturen durchgeführt wurden.
Nach dem Verlust der Unabhängigkeit durch Polen 1795 besetzten die Truppen der Teilungsmächte: Russland, Preußen und Österreich nacheinander den Wawel-Hügel, der schließlich in die Hände der Österreicher fiel. Die neuen Herrscher wandelten das Schloss und ein Teil der profanen Gebäude in ein militärisches Lazarett um und rissen einige Gebäude, darunter auch Kirchen, ab. Nach der Zeit der Freien Stadt Kraków (1815-1846) besetzte die österreichische Armee erneut den Wawel-Hügel und verwandelte ihn in eine Zitadelle, die die Stadt beherrschte. 1880 wurde das Schloss kraft eines Beschlusses des galizischen Landtags dem Kaiser Franz Joseph I. als Residenz geschenkt; die österreichische Armee verließ den Wawel zwischen 1905 und 1911. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde die Kathedrale einer Kapitalsanierung unterzogen. Kurz danach begann eine jahrzehntelange Sanierung des königlichen Schlosses.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch Polen 1918 diente das Schloss als repräsentative Residenz des Staatsoberhauptes und als Museum für historische Innenräume. Während der deutschen Besatzung lebte im Wawel-Schloss der deutsche Generalgouverneur Hans Frank. Nach dem Krieg wurde das Schloss zum Sitz folgender Institutionen: Staatliche Kunstsammlung (seit 1994 Königliches Schloss auf dem Wawel – Staatliche Kunstsammlung), Verwaltung der Restaurierung des Königlichen Schlosses auf dem Wawel (bis 1985) und Verwaltung der Metropolitan-Basilika auf dem Wawel.
Geschichte der königlichen Residenz
Die s. g. Obere Burg diente als Sitz der Herzöge, in der s. g. unteren Burg entstand eine Siedlung mit Häusern für Hofbeamte, Geistliche und andere Kirchen.
Die Ursprünge der Wawel-Residenz polnischer Herrscher gehen auf ein frühromanisches, aus Stein errichtetes Gebäude – die s. g. Pfalz aus der Mitte des 11. Jahrhunderts zurück, dessen Überreste im Nordflügel des heutigen Schlosses erhalten sind. Im Laufe der Zeit wurde die herzogliche Residenz auf dem Hügel nach Osten hin ausgebaut. Zusammen mit der Kathedrale bildete sie die s. g. obere Burg (in der s. g. unteren Burg entstand eine Siedlung mit Häusern für Hofbeamte, Geistliche und andere Kirchen). Im 14. Jahrhundert wurde die Residenz vom König Władysław I. Ellenlang grundlegend ausgebaut. Sein Sohn Kasimir der Große baute hier eine beeindruckende gotische Residenz, die aus mehreren Gebäuden bestand, die m einen unregelmäßigen Hof im östlichen Teil des Hügels umgaben. Während der Herrschaft von Władysław II. Jagiełło, um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert, wurde am Schloss ein gotischer Anbau – der s. g. Dänischer Turm angebaut, der in dieser Form bis zum Brand von 1499 erhalten blieb. Um 1504 begann der König Alexander der Jagiellone mit dem Umbau der Residenz und verlieh ihr die erste Renaissance-Form. Mit dieser Aufgabe beauftragte er den deutschen Architekten Eberhard Rosenberger aus Koblenz und den italienischen Bildhauer und Architekten Francesco Fiorentino. Das Werk wurde ab 1507 von Sigismund I. dem Alten, fortgesetzt. Der Meister Francesco, der das kunstvolle Erkerfenster im Westflügel anfertigte, errichtete vor seinem Tod 1516 den Ostflügel des Schlosses und begann mit dem Bau der Kreuzgänge. Die weiteren Arbeiten wurden nacheinander von Meister Benedikt, dem berühmten Bartolomeo Berrecci (der die Sigismundkapelle an der Kathedrale baute) und, nach dessen Tod 1537, von Niccolo Castiglione und Matteo dem Italiener geleitet. An der Verzierung der Innenräume waren Bildhauer und Holzschnitzer, Erbauer von Holzdecken: Sebastian Tauerbach und Hans Snycerz sowie Maler, die die Wände mit Unterdeckfriesen schmückten und königliche Porträts malten, beteiligt. Die prächtigen, flämischen Wandteppiche, die vom Sigismund II. August erworben wurden, verliehen den Sälen und Gemächern Pracht.
Das bis heute erhaltene Renaissance-Gebäude mit seinem schönen Arkadenhof, der durch seine Maße, die Geräumigkeit seiner hellen Innenräume und seine auf dem polnischen Boden bisher unbekannte Pracht beeindruckt, trug durch den Einsatz von antiken Kunstformen zum Durchbruch in der Entwicklung der polnischen Architektur bei. Im 16. Jahrhundert diente das Schloss auch als der Hauptversammlungsort für das Parlament (Sejm) und den Senat.
Infolge eines Brandes von 1595 wurde ein Teil des Nordflügels des Schlosses im Auftrag des Königs Sigismund III. Wasa im frühbarocken Stil von italienischen Künstlern: den Architekten Giovanni Trevano und den Maler Tommaso Dolabella umgebaut. Nach 1619 als der königliche Hof nach Warszawa umzog, hielten sich die polnischen Herrscher nur zeitweise auf dem Wawel auf, vor allem anlässlich von Hochzeiten, Krönungen und Begräbnissen, die mit großem Aufgebot abgehalten wurden. 1702, während der Besetzung von Wawel durch Schweden, wurde die Residenz erneut durch einen Brand schwer beschädigt. In späteren Epochen immer wieder renoviert, erreichte sie jedoch nie wieder ihre ursprüngliche Pracht.
Nachdem Polen 1796 seine Unabhängigkeit verlor, besetzten die Österreicher das Schloss und bauten es zu einer Militärgarnison um. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Kreuzgänge im Rahmen von Umbauarbeiten zugemauert. Nach der Rückgabe von Wawel an die Polen und nachdem die österreichische Besatzungsarmee 1911 den Hügel verließ, begann die langwierige Restaurierung der königlichen Residenz mit dem Ziel, das ursprüngliche Gesamtbild weitgehend wiederherzustellen. Zunächst wurden die Arbeiten vom Architekten Zygmunt Hendel geleitet, von 1916 bis zum Zweiten Weltkrieg von Adolf Szyszko-Bohusz und später hauptsächlich von Alfred Majewski. Im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts wurde das Schloss erneut umfassend saniert.
Der Keim für den Aufbau der Kunstsammlung auf dem Schloss bildete das große Gemälde „Die preußische Huldigung“ von Jan Matejko, das der Künstler 1882 dem Wawel-Schloss schenkte (heute im Nationalmuseum Kraków). Die Exponate für das in den sanierten Gemächern eingerichtete Museum wurden durch Rückgaben, Ankäufe, Schenkungen und Vermächtnisse zusammengetragen. Zum Herzstück der Ausstellung wurden die Wandteppiche aus der Sammlung des Königs Sigismund August, die nach 1921 kraft des Friedensvertrags von Riga aus Russland zurückgeholt wurden. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die wertvollsten Artefakte, darunter die Wandteppiche und das Krönungsschwert „Szczerbiec“, von den Polen nach Kanada gebracht, von wo sie erst 1959-1961 zurückkehrten. Anschließend wurden vier Dauerausstellungen eingerichtet, die systematisch um neue Artefakte erweitert wurden. 1994 wurde dem Museum eine wertvolle Sammlung italienischer Gemälde von Karolina Lanckorońska vermachtet.