Wenn es eine Katastrophe nicht gegeben hätte, hätte der Meister aus Nürnberg seinen Weg nach Kraków wahrscheinlich nie gefunden. Als das Gewölbe der im 15. Jahrhundert wichtigsten Stadtkirche zusammengebrochen ist, ist der ältere Vorgängeralter zerstört worden und die Stadt hat den Neubau einem damals sehr bekannten Künstler in Auftrag gegeben. Heute wissen wir gar nicht so viel über ihn. Die biographischen Lücken machen seine Person noch spannender. Wir wissen nicht mal, wann und wo Veit Stoß geboren war. Wir wissen nicht, wo er seine Ausbildung gemacht hat. Er kam 1477 nach Kraków, als er etwa 30 Jahre alt gewesen sein könnte. Warum hat eben er den Auftrag für den Bau des Hauptalters der Marienkirche bekommen? Auch das ist nicht ganz klar. Er hat 12 Jahre lang daran gearbeitet und seine Modelle unter den Bewohnern der mittelalterlichen Stadt gesucht, die in dieser Weise auf dem Alter verewigt wurden. Sie sind sehr realistisch dargestellt worden, so dass Ärzte sogar heute lernen können, Krankheiten an den Symptomen zu erkennen, die Stoß nicht zu verbergen gedachte. Der Meister soll für seine Arbeit den Gegenwert eines Jahresbudgets der Stadt erhalten haben. Einige geben einen Betrag von 2808 Gulden an, was dem Wert mehrerer Mietshäuser entspricht. Das Tragwerk des Alters besteht aus Eichenholz, ist 13 Meter hoch und 11 Meter breit. Der Alter umfasst bis zu 200 aus Lindenholz geschnitzten Figuren. Der Veit-Stoß-Altar, auch Mariä-Entschlafens-Altar oder Marienaltar genannt, ist eine wunderschön konstruiertes Kunstwerk, die aus fünf Flügeln besteht. Im Inneren des so genannten Altarschranks ist das Entschlafen der Heiligen Jungfrau Maria, die von den Aposteln umgeben ist, zu sehen, darüber die Szene der Himmelfahrt. An der Spitze des Altarschranks befindet sich die Darstellung der Krönung Marias zur Königin des Himmels und der Erde. In der Vergangenheit hat man den Altar nur bei großen Kirchenfesten geöffnet, so dass die Gläubigen im Alltag nur die Rückseiten der geschlossenen Flügel zu sehen bekommen haben. An der Innenseite können die Reliefs bewundert werden, die 12 Szenen aus dem Leben von Maria und Jesus darstellen. Der Marienaltar ist ein Beispiel der Bibeldarstellung fürs Volk, d.h. ein Werk, das biblische Themen den oft des Schreibens nicht kundigen Gläubigen zeigen soll. Die letzte Restaurierung des Altarbildes aus dem 15. Jahrhundert wurde 2021 fertiggestellt und umfasste die vollständige technische und visuelle Konservierung des Altarbildes. Die Restaurierung hat sechs Jahre gedauert und hat die Wiederentdeckung der ursprünglichen Farben der Figuren und des Hintergrunds erlaubt.