Zakopane - die Winterhauptstadt Polens und der Nabel der Welt!

Hochländer
Zakopane: Ein ungewöhnlicher Ort, der gemeinhin als Hauptstadt der Tatra oder die Winterhauptstadt Polens bezeichnet wird. Die Stadt wird jedes Jahr von Millionen Touristen besucht. An den beliebtesten Wochenenden strömen bis zu 250 Tsd. Besucher in die Stadt (bei 28 Tsd. ständiger Einwohner). Zakopane ist eine Stadt, die jeder Pole seit seiner Kindheit kennt.

Sie ist nicht nur ein Urlaubsort, der seit Jahren Touristen und Bergsportliebhaber anzieht, sondern auch die Wiege der Goralen-Kultur und der Podhale-Volkskunst, die zur Entwicklung des einzigartigen Zakopane-Stils wesentlich beigetragen haben. Zakopane, von Dr. Tytus Chałubiński entdeckt, war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Treffpunkt für Künstler und Wissenschaftler, die von der Nähe der Tatra und Goralen-Kultur inspiriert waren. Die über der Stadt emporsteigende Tatra trägt dazu bei, dass die touristische Saison hier das ganze Jahr dauert und der besondere Genius Loci magisch anzieht.

Ist die Magie von Zakopane wirklich allgegenwärtig? Es lohnt sich, sich davon selbst zu überzeugen, indem man diesen wunderschönen Ort besucht.

 

Eine einzigartige und woanders nicht vorhandene Eigenschaft von Zakopane sind weder die Berge noch die lokale Goralen-Kultur, sondern eine Symbiose von drei Faktoren: der Tatra-Berge, der Goralen-Kultur und der polnischen Intelligenz, die von der Tatra und der lokalen Volkskultur geschöpft hatte. Zakopane kann und soll ein Ort der Austragung von großartigen, obwohl nicht unbedingt für ein Massenpublikum gedachten Kulturveranstaltungen, Ausstellungen und Bucheditionen sein, also viel mehr als ein Markt für Tourismus und Handel.

Władysław Orkan

 

Die einzigartige Atmosphäre der Tatra-Ortschaft

Zakopane hat schon immer begeistert. Der hiesige Genius Loci sorgte seit immer für Faszination und hat außergewöhnliche Persönlichkeiten angezogen. Zum ersten Mal wird Zakopane urkundlich 1605 erwähnt, wobei die Tatra damals noch ein Geheimnis war. Am Anfang des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich das Leben in Zakopane um die Eisenhütte im Stadtteil Kuźnice. Der Arzt und Botaniker Tytus Chałubiński, bekannt als der Entdecker von Zakopane. Seit dem frühen 19. Jh. kamen zwar Besucher nach Zakopane und in die Tatra, doch Chałubiński, der 1873 in die Stadt  gekommen ist, hat den Ort erst richtig berühmt gemacht. Der Arzt hat die klimatischen Bedingungen im Kurort Zakopane geschätzt, die einen positiven Einfluss auf die Behandlung von Tuberkulose hatten. Andererseits war er von der Tatra und der Besonderheit der Goralen-Kultur begeistert. Chałubiński ist es zu verdanken, dass immer mehr Persönlichkeiten aus der Welt der Kultur, Kunst und Wissenschaft nach Zakopane kamen. Diese Besucher, die von der Schönheit der Berge begeistert und durch die früher unbekannte Goralen-Kultur inspiriert waren, haben zur Entwicklung des Ortes beigetragen, der später von Rafał Malczewski als der „Nabel der Welt“ bezeichnet wurde. Es war Chałubiński, der u.a. Stanisław Witkiewicz, den Schöpfer des Zakopane-Stils, dessen Werke bis heute fast an jeder Ecke der Stadt zu bewundern sind, dazu veranlasst hat, nach Zakopane zu gekommen. Hier in Zakopane haben sich Maria Skłodowska-Curie, Kazimierz Przerwa-Tetmajer, Ignacy Jan Paderewski und viele andere erholt. Dank Stefan Żeromski war Zakopane die erste Stadt, die 1918 die Unabhängigkeit wiedererlangt hat. Vor Jahren war die Stadt der Austragungsort der FIS-Skiweltmeisterschaft, heute werden hier die Weltmeisterschaft im Skispringen, das Bergfolklorefestival und viele andere sportliche und kulturelle Veranstaltungen organisiert.

Zakopane-Stil und seine Künstler: zeitlose Museen

Wenn man die Eigenart eines Ortes besser kennenlernen möchte, soll man mit Erforschung seiner Ursprünge beginnen. Das Tatra-Museum, eine Schatzkammer des Wissens über die Tatra und Podhale, öffnet für seine Besucher eine Tür zu der faszinierenden Welt des künstlerischen Schaffens und des Kulturerbes der Region. Das Museum umfasst 11 Zweigstellen, von denen die meisten direkt in Zakopane liegen und sorgt für unvergessliche Erlebnisse und zuverlässiges Wissen. Die Bauerhütte der Familie Gąsienica Sobczak, in der u.a. eine Sammlung von ethnografischen Artefakten der Familie Dembowski ausgestellt wird, zeigt ein traditionelles Haus, die Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, Volkskunst, die die Künstler bei der Entwicklung des Zakopane-Stils inspiriert haben. Die benachbarte Villa Koliba, die als die erste Villa im Zakopane-Stil gilt, versetzt ihre Besucher in die Zeit der schönen Wohnräume und Inneneinrichtung, die von Stanisław Witkiewicz entworfen und mit Kunstwerken anderer Künstler wie Wojciech Brzega, Tymon Niesiołowski, Franciszek Neużil dekoriert sind. Die Kunstgalerie in der Villa Oksza, dem dritten Werk von Stanisław Witkiewicz, das im Zakopane-Stil errichtet wurde, präsentiert die Errungenschaften der Künstlerkolonie von Zakopane. Ihre Holzräume sind mit Kunstwerken von Stanisław Barabasz, Stanisław Gałek, Leon Wyczółkowski, Rafał Malczewski, Wojciech Weiss ausgestattet. Die Besucher können hier die durch die Tatra und Podhale inspirierten qualitativ besten Kunstwerke aus unterschiedlichen Kunstbereichen wie Fotografie, Malerei, Grafik, Bildhauerei und Kunsthandwerk bestaunen. Unter den Artefakten gibt es auch Arbeiten der Schülern der Holzindustrieschule, vor allem von Zofia Stryjeńska und Karol Stryjeński. Dem Lebenswerk von Stanisław Ignacy Witkiewicz „Witkacy“ - einem der bekanntesten Künstler von Zakopane und einem berühmten Porträtmaler, ist ein eigener Saal gewidmet.

Einen durchaus anderen Blick auf die Kunst bietet die Władysław-Hasior-Kunstgalerie, die einem der hervorragendsten Künstler Polens aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gewidmet ist. Filtriert durch die Pop- und Assemblage-Kunst, oft durch die Volkskunst, Mythologie und Geschichte inspiriert, provoziert sie und bewegt die Fantasie. In Zakopane findet man außerdem noch zwei weitere Zweigstellen des Tatra-Museums: Das Hauptgebäude, sowie das mit einem weiteren Künstler der Stadt Zakopane eng verbundene Kornel-Makuszyński-Museum, die zurzeit wegen Sanierungsarbeiten geschlossen sind. Das Wissen um das künstlerische Schaffen in der Stadt Zakopane rundet ein Besuch in der stimmungsvollen Villa Atma ab, wo das Karol-Szymanowski-Museum untergebracht ist, mit einer Ausstellung zum Leben und Werk dieses berühmten Komponisten. Zum Pflichtprogramm gehört auch ein Besuch in dem etwas abseits von der Stadtmitte liegenden Jan-Kasprowicz-Museum in Harenda,  einer Villa, in der der Dichter zusammen mit seiner Ehefrau gewohnt hat. Die Dauerausstellung zeigt Erinnerungsstücke an den Dichter und seine Familie: Möbel, Gemälde, Bücher und Fotos. Denjenigen, die ihr Wissen um die Region vertiefen möchten, wird sicherlich die Ausstellung im Heimkulturzentrum „Czerwony Dwór“ gefallen. Es ist in einer Villa untergebracht, die von Artur Rubinstein bewohnt und von Stefan Żeromski oft besucht wurde. Dort werden Ausstellungen von Künstlern aus der Region Podhale gezeigt, insbesondere die traditionelle Glasmalerei.

Einzigartige Naturwelt der Tatra

Wir erinnern daran, dass die Tatra ein Weltbiosphärenreservat ist. Die Tatra-Natur und die Topographie der Berge lassen sich am besten durch einen Besuch im Naturbildungszentrum am Tatra-Nationalpark  näher erkunden. Im Rahmen der Besichtigung kann man an einer spannenden Führung teilnehmen, die besonders interessant für Kinder ist und für Erwachsene einige Überraschungen und Tatra-Kuriositäten bereit hält. Einen besonderen Eindruck macht das größte Tatra-Modell, an dem man alle Gipfel aus nächster Nähe sehen kann. Eine Präsentation mit Kommentar, Filmvorführungen im 4D- und 3D-Kino, sowie realistische Dioramen mit Darstellung der Tatra-Ökosysteme und ihre Beeinflussung durch die Menschen, veranschaulichen jedem Besucher den besonderen Wert dieser Berge. Im Rahmen der Besichtigung besteht sogar die Möglichkeit, Höhlen zu besuchen und das Leben dort lauschen oder sogar spüren. Eine große Attraktion für Kinder ist der Entdeckungsraum mit Computerspielen, mit deren Hilfe Kinder lernen, wie man Landkarten liest, die Geräusche der Tatra-Natur erkennt und das Wahrnehmungsvermögen verbessert. Das Naturbildungszentrum bietet eine faszinierende Bildung in moderner Aufmachung, die uns die Bedeutung des Naturschutzes in der Tatra bewusst macht und uns das Leben von hiesigen Tier- und Pflanzenarten näherbringt.

Geschichte und der Genius Loci einmal anders

Die historische Architektur von Zakopane begeistert einfach jeden. All denjenigen, die Museen nicht so spannend finden, bietet Zakopane eine Alternative - einen Bummel durch die Straßen und Gassen der Stadt. Das Tatra-Museum hat dafür zwei Besichtigungsrouten vorbereitet: die Zakopane-Stil-Route und Route berühmter Stadteinwohner. Die erste Route führt durch die wichtigsten, gut und auch weniger gut bekannten Denkmäler der regionalen Architektur. Auf der Route können kultige Bauten der Holzarchitektur besichtigt werden, darunter die Villa Koliba, die Alte Kirche und der Friedhof am Pęksowy Brzyzk, wo zahlreiche berühmte Polen bestattet sind. Auf dem Friedhof findet man echte und symbolische Grabstätten von bekannten Bergsteigern, Höhlenforschern, Bergrettern, prominenten Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft und berühmten Einwohnern der Stadt Zakopane. Bestattet sind hier u.a. Bronisław Czech, Kornel Makuszyński, Mariusz Zaruski, Andrzej Chramiec, Tytus Chałubiński, Stanisław Witkiewicz, Karol Szymanowski und viele weitere. Im weiteren Verlauf führt die Route zu historischen Bauten aus Stein, Ziegel und Holz, wie z.B. zum Haus „Pod Jedlami“, sowie zu historischen Kirchen von Zakopane. Von den sakralen Bauten lohnt sich der Besuch im Nationalsanktuarium der Mutter Gottes von Fatima in Krzeptówki, das 1997 von Papst Johannes Paul II. besucht wurde. Ein Muss ist außerdem die Alte Kirche aus Lärchenholz an der Straße Kościeliska, das älteste Gotteshaus der Hauptstadt der Tatra und Podhale. An der Straße Krupówki lohnt sich ein Besuch in der Kirche der Heiligen Familie. Etwas weiter weg von der Stadtmitte liegen die genauso schönen Holzkirchen der Salvatorianer und der Bernhardiner an den Boulevards. Auf dem Weg von Kuźnice in Richtung Kalatówki lohnt sich ein Besuch im Albertinerinnen-Kloster, nach einem Abstecher rechts nach oben findet man das benachbarte Albertiner-Kloster. Ein absolut beeindruckender Ort ist die von Stanisław Witkiewicz entworfene Herz-Jesu-Kapelle in Jaszczurówka, die sich insbesondere im winterlichen Gewand wirklich magisch präsentiert.

Die andere Route der berühmten Stadteinwohner von Zakopane führt teilweise durch dieselben Orte, die für die Personen wichtig waren, die für die Geschichte von Zakopane von großer Bedeutung waren und bringt das Lebenswerk von prominenten, mit der Region Podhale verbundenen Personen näher.

Ein Vorschlag für den Abend, den man auf keinen Fall ausschlagen sollte, ist ein Besuch in einem Theater, das durch seine einzigartigen Stimmung besticht - in dem Witkacy-Theater. Sein Repertoire umfasst Theaterstücke, die durch die Kultur und Kunst von Zakopane inspiriert wurden, wie z.B. das kultige Stück „Na Przełęczy”, oder genauso beliebtes „Człapówki” oder „Demonizm zakopiański”.

Zakopane - Thermalbäder und regionale Kochkunst 

Nach den unvergesslichen Erlebnissen, Bergwanderungen, Stadtbummel oder Besuchen in Museen oder Theater in Zakopane wird Zeit für Entspannung. Sehr beliebt hierfür sind Hotels, die unterschiedliche SPA-Behandlungen anbieten. Ein sehr beliebter Ort ist sicherlich der Freizeitbad Aqua Park mit seinem Angebot an Wassermassagen in geothermalem Wasser, Attraktionen für Kinder und eine Saunalandschaft. Unweit der Stadt findet man auch Chochołowskie-Thermalbäder, Thermalbäder Szaflary und Thermalbäder in Bukowina Tatrzańska. Die Restaurants in Zakopane, von denen es besonders an der Straße Krupówki sowie in den benachbarten Straßen jede Menge gibt, bieten meistens die traditionelle, lokale Küche, die nach einem erlebnisreichen Tag besonders gut schmeckt. Der Oscypek-Käse, Teigtaschen „Pierogi“ mit Bryndza-Käse, Sauerkrautsuppe oder Bergforelle sind Gerichte, die man unbedingt probieren muss. Live-Konzerte mit lokaler Goralen-Volksmusik sorgen für eine unverwechselbare Stimmung in den Restaurants und Gaststätten.

Die Tatra und andere Wanderwege

Zakopane und seine Umgebung sind vor allem ein Paradies für Touristen, die gerne wandern und ihre Zeit aktiv in den Bergen verbringen. Neben einem Bummel in der Krupówki-Straße, lohnt sich ein Blick auf Zakopane aus einer anderen Perspektive. Die Auffahrt mit der Bergbahn auf den Berg Gubałówka sorgt für viele Erlebnisse. Bei einem schönen Wetter kann man oben ein Sonnenbad und eine Aussicht auf ein grenzenloses Panorama der Tatra genießen. Diese Wanderung kann man in Richtung von Kościelisko oder Harenda fortsetzen. Für alle, die Lust auf größere Herausforderungen haben, wartet die Seilbahn auf Kasprowy Wierch. Wegen der großen Beliebtheit empfehlen wir Ihnen,  die Tickets im Voraus zu bestellen. In Zakopane beginnen auch die meisten Tatra-Täler, insbesondere das Strążyska- oder das Białego-Tal. Weniger bekannt, doch nicht minder attraktiv sind die Täler Za Bramką und Ku Dziurze. Bei dem gut ausgebauten Netz der Wanderwege lassen sich Rundwanderungen planen, die auf die individuelle Kondition zugeschnitten sind. Oft wird die Route mit dem bekannten Bergweg "pod Ryglami" kombiniert, wo man das Auge mit Ausblicken auf Gubałówka und die darunter liegende Almwiesen erfreuen kann. Auf erfahrenere Bergwanderer warten die höher gelegenen Bergstufen, deren Wanderwege in Kuźnice beginnen. Die Gąsienicowa-Alm und die wichtigsten Gipfel der Hohen Tatra wie Kasprowy Wierch oder der Kamm von Czerwone Wierchy sind nur einige der beliebtesten Orte. Eine äußerst attraktive Abwechslung stellt die Fahrt mit der PKL-Seilbahn auf den Gipfel von Kasprowy Wierch dar, die innerhalb sehr kurzer Zeit, nämlich innerhalb von 227 Tagen in den Jahren 1935-1936 errichtet wurde. Die Seilbahn ist täglich im Betrieb und die Auffahrt dauert etwa 30 Minuten. Diese Attraktion ist bei den Touristen besonders beliebt; es lohnt sich also, Tickets online vorzubestellen. Beim schönen Wetter bietet sich von dem Gipfel ein Panorama der höchsten Tatra-Gipfel, mit dem stolzen Świnica im Vordergrund und dem Kamm der Westlichen Tatra auf der anderen Seite. Besonders lohnend ist eine Wanderung zum nahe gelegenen Beskid (2012 m ü. M.). Für all diejenigen, die bessere Kondition haben, lohnt sich der Abstieg vom Kasprowy Wierch zur Gąsienicowa-Alm und dann weiter, zurück nach Kuźnice.

Im Winter können die Touristen neben Bergwanderungen die Skipisten am Kasprowy Wierch und die umliegenden Skilifte am Nosal, Krokiew, na Szymoszkowej und viele andere in Anspruch nehmen. Noch mehr Möglichkeiten genießen die Skitourer, die die touristischen Wege und Langlaufpisten nutzen können.

Kulturelle Events

Neben den für die Besucher zugänglichen Museen und Theatern bietet Zakopane eine breite Palette an kulturellen Veranstaltungen und Events. Am Równia Krupowa werden regelmäßig die größten Silvesterkonzerte Polens veranstaltet. Jedes Jahr kommen Künstler und Musiker aus der ganzen Welt hierher, um an folgenden Festivals teilzunehmen: Festival der Berge, Festival der Bergkraft - Begegnung mit dem Bergfilm, Buchfestival, Märzsalon und Kunstfilmschau, Tatra Musealia und Jazz Camping.

 

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