Martinskirche in Podwilk
Podwilk 289, 34-722 Podwilk
Touristische Region: Beskid Żywiecki i Orawa
Sie steht an der Stelle einer Vorgängerkirche aus Holz, die leider nicht bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist.
Die Martinskirche in Podwilk aus dem Jahr 1767 ist ein imponierendes Bauwerk mit exponierter Lage auf einer Anhöhe sowie einem Turm, der einen bauchigen Helm besitzt. Der Teil für Geistliche, also der Altarraum, wird von einer angebauten halbrunden Apsis abgeschlossen. Ähnlich wie die zwei Jahre später entstandene Kirche in Lipnica Wielka weist sie einen Stil auf, der als Barock der oberungarischen Provinz bezeichnet wird. Es ist daran zu erinnern, dass das Dorf bis 1918 zu Ungarn gehörte und in den Jahren 1939–1945 zur Slowakei.
1771 hatte Maria Theresia, die Königin von Böhmen und Ungarn, in einem Erlass bestimmt, dass alle Kirchen einen „typischen Plan“ nach einer von drei Varianten besitzen sollten. Eine Kirche sollte einen Zentralbau darstellen oder es sollte einer von zwei Plänen für Kirchen mit einem Schiff ohne Seitenkapellen mit einem Turm gewählt werden.
Ausdrucksstark sind die bauchigen Helme des Turms und des Dachreiters, die dem Bauwerk einen barocken Charakter verliehen, sowie auch der mit Arkaden versehene Innenbereich.
Im Innenbereich ist ein Teil der ursprünglichen Ausstattung des Gotteshauses erhalten geblieben, u. a. eine Kanzel mit einem Flachrelief, das den Heiligen Johannes den Täufer darstellt, ein Seitenaltar und zwei Beichtstühle im Rokokostil. Ein wertvolles Stuckrelief über der Tür zur Sakristei stellt den Heiligen Wendelin dar. Auf dem Turm hängt unter Glocken aus der Zwischenkriegszeit eine Glocke mit einem Durchmesser von einem halben Meter, die aus dem Jahr 1702 stammt.
Die erste Kirche in Podwilk wurde wahrscheinlich 1659 von Feliks Wilczek gestiftet. Es handelte sich um ein hölzernes Gotteshaus mit einem Altar, an dem sich Gemälde des Heiligen Martin und des Heiligen Paulus befanden. Die spätere Eigentümerin dieser Ländereien überließ die Kirche mit Grund und Boden der lutherischen Kirche. Der Gemeindevorsteher Stanisław Wilczek sagte vor einer kirchlich-königlichen Sonderkommission aus, dass im Gebiet der Siedlung 779 Katholiken und nur 12 Lutheraner wohnen, aber dennoch die Katholiken die Kosten für die Reparatur von Pfarrhaus und Kirche tragen. Zudem würde es der lutherische Pastor nicht gestatten, in ihr katholische Gottesdienste abzuhalten. Nach der Abreise der Kommission übte man Rache an den Gemeindevorstehern. Sie wurden auf die Arwaburg entführt, dort gefesselt, geschlagen und mussten Hunger leiden.
1660 nahm Wojciech Zagórski, ein Pfarrer aus Orawka, die Kirche in Podwilk infolge einer bravourösen Aktion in Besitz, die der Gemeindevorsteher Stanisław Wilczek mit Hilfe von Katholiken aus Sidzina und Spytkowice durchführte. Die eigenständige römisch-katholische Kirchengemeinde St. Martin in Podwilk entstand 1687 und umfasste die umliegenden Dörfer. Aus Dankbarkeit stiftete Wojciech Wilczek eine Kopie der Darstellung der Gottesmutter von Tschenstochau (Częstochowa), in deren unterem Bereich er sich und seine Gattin abbilden ließ. Das Gemälde verschwand leider während des Zweiten Weltkriegs. Es wurde in die Liste verlorener Kunstwerke des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego) eingetragen. Angeblich soll der slowakische Pfarrer Paweł Sopko 1945 das Gemälde zusammen mit Kirchenchroniken und -urkunden mitgenommen haben.